Zur geographischen Herkunft der Coburger Sands gibt es mehrere Hypothesen. Die plausibelste davon bleibt wohl die von Ernst Cyriaci,[1] der davon ausgeht, der Stammsitz des Geschlechts sei im Thüringer Wald – dem ‚grünen Herzen Deutschlands’ – zu suchen: nämlich in der Wüstung Sand [Sante],[2] bei Welchendorf südöstlich von Schalkau. Beleg dafür ist ein Lehensverzeichnis des Kunemund v. Sonneberg (beurkundet 1231-1276), wonach „Hermannus de Sante quicquid habet in Melkendorf et Sante“.[3] Dagegen nimmt Dr. Georg Berbig[4] als Heimatort das ‚Amt im Sand’ bei Meiningen/Thüringen an,[5] wo die Familie Lehensgüter der Grafen v. Henneberg besaß.[6] Die Sands dienten den Thüringer Landgrafen bis ins 15. Jahrhundert als Hofbeamte;[7] im kurfürstlich-sächsischen Ständeverzeichnis wurden die „von Sande zu Coburgk“ als lehenpflichtiger fränkischer Adel aufgeführt und für die Landtage in Jena 1511 und in Altenburg/Zwickau 1531 namentlich aufgeboten.[8]
Otto Frh. v. Schaumberg führt die Familie unter den „Lehenmannen des Geschlechts v. Schaumberg vor 1300“ an,[9] vermerkt jedoch irrtümlich, das „alte Coburger Stadtgeschlecht v. Sand“ sei „um 1790 ausgestorben“.[10] Der Fehler geht auf eine missverständliche Fußnote in den Jahrbüchern der Herzoglich Sächsischen Residenzstadt und des Herzogtums Coburg zurück,[11] wo es heißt: „Die Familie von Sand war in Coburg ansässig und Tuchmacher; sie starb in den 1790er Jahren hier aus“ – gemeint war damit wohl nur der letzte in der Stadt verstorbene männliche Namensträger, August Eusebius v. Sand d.Ä. (XVI.13, 1747-1801), nachdem alle übrigen Familienangehörigen damals schon aus dem Herzogtum fortgezogen waren. Aber vorzeitig totgesagte Geschlechter überleben ja vielleicht am längsten...
Einbürgerung in Coburg
Der Sterbeeintrag des Thüringer ‚Ahnherrn’ Hermann v. Sand I (I.01) findet sich im Totenbuch des 1250 gegründeten Coburger Franziskanerklosters am 11. Mai c. 1290,[12] der Eintrag über die Beisetzung seiner Ehefrau Adelheid am 21. August (vor 1290).[13]
Im Verlauf der nächsten hundert Jahre sind im Franziskaner-Totenbuch, in den Schaumberger, Henneberger und Wettiner Lehensurkunden sowie in Bamberger Bistumsurkunden insgesamt zwölf weitere von Sand(t) (latinisiert de Arena) im Raum Coburg dokumentiert, die mit einiger Sicherheit der gleichen Familie zugeordnet werden können, obgleich ihre vollständigen Lebensdaten und ihre genauen Verwandtschaftsbeziehungen zueinander sich nicht mehr zweifelsfrei feststellen lassen. Mindestens acht von ihnen sind im Friedhof des Coburger Franziskanerklosters beigesetzt. Ihre Zuordnung zum Geschlecht stützt sich u.a. auf das gemeinsame Wappen (im Franziskaner-Totenbuch siebenmal abgebildet, siehe unter Wappen-Crest-Blason) und auf die in den Urkunden benannten Lehensgüter, von denen manche – wie etwa das 1303 von den vier Brüdern Eberhard I, Carl I, Eckehard und Conrad v. Sand (II.01-04) erworbene Gut in Scherneck bei Coburg – generationenlang im Familienbesitz blieben.
Die seit 1248 unter hennebergischer Herrschaft stehende Stadt Coburg[14] wurde im 14. Jahrhundert allmählich zum Lebensmittelpunkt und schließlich mehr als vierhundert Jahre lang Wohnsitz des Geschlechts. 1384 ist Eberhard v. Sand II (V.01) erstmals in einem Coburger Schiedsspruch als Beisitzer im Stadtgericht (Schöffe) beurkundet,[15] zwölf Jahre später erwarb er das Coburger Bürgerrecht: laut Stadtbuch leistete er am 17. Januar 1396 ‚Herrenhuld’ und Bürgereid.[16] Mit ihm beginnt eine lückenlos belegte Ahnenreihe.
Es gab damals triftige wirtschaftliche Gründe, sich aus dem ländlichen Feudalbereich in ein Stadtwesen zu begeben.[17] Dazu kamen besonders kritische Zeitumstände im fränkisch-thüringischen Raum: Der Machtkampf zwischen der Vielzahl von rivalisierenden weltlichen und geistlichen Lehensherren nahm im 14. Jhd. kriegerische Ausmaße an, teils mit heimlicher oder offener Unterstützung von außen (durch Habsburger und Wittelsbacher). Nach der Schlacht von Lucka 1307 wurden die wettinischen Markgrafen von Meißen zwar 1310 als Landgrafen von Thüringen kaiserlich anerkannt, konnten aber ihre Oberherrschaft erst nach einer blutigen ‚Grafenfehde’ 1342-46 und mit viel Heiratspolitik durchsetzen. Für den niedrigen Landadel war es damals sicher nicht leicht, sich zwischen den Fronten zu behaupten.[18] Seitdem Coburg 1353 endgültig wettinisch geworden war (und es bis 1918 bleiben sollte!),[19] bot die aufstrebende Hauptstadt der ‚sächsischen Ortslande zu Franken’ ein Maß von Sicherheit und sozialer Geborgenheit, das es außerhalb der Stadtmauern nicht gab: „Viele begüterte Freie, denen die unsichere Lebensart auf dem Lande ohnehin zuwider geworden war, zogen in die Stadt und vertauschten ihren militärischen Stand, jedoch nach vorheriger Bewilligung des Territorialherrn, gegen den eines gewerbetreibenden Bürgers. Sie blieben aber im Besitz ihrer Landgüter und ihrer adeligen Würde.“[20]
Die Sands wurden eines der ‚ratsfähigen Geschlechter’, d.h. Teil jenes knappen Dutzends Coburger Ratsfamilien, die sich turnusmäßig in die Stadtverwaltung teilten[21] und mit denen sie vielfach verschwägert waren.[22] Ein Sohn von Eberhard II, Heinrich (Heinz) v. Sand II (VI.03), wurde 1453 in den Rat der Stadt gewählt und 1473 Bürgermeister;[23] dessen Sohn Johann (Hans) v. Sand V (VII.03) war ab 1503 Ratsherr, 1505-07 und 1510-11 Bürgermeister.[24] Die Familie war vom Landjunkertum in die städtische Oberschicht aufgerückt.
Vom Rat zum Unternehmertum
Lebten die beiden ersten Coburger Sand-Generationen noch überwiegend als ‚Ackerbürger’ von den landwirtschaftlichen Einkünften ihrer ererbten oder erworbenen Lehensgüter, so taucht bei dem Handelsherrn Hans v. Sand V erstmals eine Berufs- und Zunftbezeichnung auf: ‚Tuchmacher’ – ein Beiname, der die Familie acht Generationen lang begleiten sollte.[25] Er macht ihre unvermeidliche Anpassung an die städtische Gesellschaftsstruktur deutlich und zugleich den wirtschaftlichen Zwang zu einer bürgerlichen Beschäftigung, als Preis für die Einfügung in die Stadtgemeinschaft. Der ‚Sand-Clan’ wuchs stetig. In der Zeit vom 15. zum 17. Jahrhundert entwickelten sich mindestens fünf Zweige, mit Häusern in verschiedenen Stadtteilen, an denen sich auch soziale Unterschiede ablesen lassen: Das durchschnittliche Steueraufkommen in der Herrngasse – wo z.B. das Haus des Ratsherrn und Goldschmieds Balthasar v. Sand I (VIII.04) stand – war etwa dreimal so hoch wie das in der Webergasse vor dem Judentor, wo die armen Verwandten als ‚Wullenweber’ wohnten.[26] Zwar wurden sie in der Vorstadt ebenfalls mit ehrenamtlichen Aufgaben der Selbstverwaltung betraut;[27] es ist aber auch kein Zufall, dass die Tuchmacherswitwe Eva v. Sand geb. Schaller, die 1631 als ‚Hexe’ verbrannt wurde, aus dem sozial schwachen Weberviertel kam.[28]
Im Laufe der Zeit traten neben den des Tuchmachers andere Berufe: Geistliche,[29] ein barocker Kunstmaler,[30] Schulmeister an der Ratsschule.[31] Hermann v. Sand III (A.XII.21) aus Coburg, der 1643 an der Universität Wittenberg studiert hatte, wurde 1661 Bürger von Frankfurt, heiratete dort die Tochter des Buchhändlers Johann Beyer und begründete mit seinen Söhnen Johann Adolph (A.XIII.38), Johann Maximilian I (A.XIII.43) und Dominik (A.XIII.47) den damals bedeutendsten Frankfurter Sortiments-Verlag.[32] Dominik v. Sand war auch Herausgeber der Monatsschrift „Das Neueste von Historisch- und Politischen Sachen (bestehend in unterschiedlichen Urtheilen über die ietzigen Staats-, Kriegs- und andere Affairen, schertz- und ernsthafft ausgeführet)“.[33] Johann Adolph v. Sand trat 1696 als Offizier in kurpfälzische Dienste; die Nachkommen seines Sohnes Matthias v. Sand II (A.XIV.34) leben heute in der Pfalz.[34]
Gabriel Johann v. Sand (XIV.11), der 1706 ein Tuchhandelsunternehmen gründete und 1717 zum herzoglichen Handelsagenten ernannt wurde, besaß u.a. eine Tuchfärberei an der Lautermühle. Um die bis dahin in der Coburger Tuchmacherei überwiegend verwendeten pflanzlichen Färbemittel – vor allem Färberwaid aus Thüringen – durch neue chemische Stoffe zu ersetzen, erwarben zwei seiner Enkel, Carl Valentin (XVI.10) und August Eusebius v. Sand d.Ä. (XVI.13), das Gelände einer 1733 entdeckten Mineralquelle in Grub-am-Forst und erhielten dort 1772 das herzogliche Privileg zur industriellen Herstellung von ‚Berliner Blau’.[35] Nach ihrem Tod wurde die Blau- und Salmiaksiederei Grub 1807 von der Familie Holtzapfel übernommen, in deren Besitz sie dann fast 200 Jahre lang blieb; das einstige Hauptgebäude heißt bei Einheimischen aber heute noch ‚die Sand’sche Blaufabrik’.
Der jüngste Enkel Gabriels, Johann Christoph v. Sand IV (XVI.14), ließ sich als Tabakfabrikant in Dresden nieder, wurde 1775 zum kurfürstlich sächsischen Hofkommissar ernannt „und der städtischen Gerichtsbarkeit eximiert“; er stürzte 1802 mit der Kutsche in die Elbe und ertrank.[36] Auf dem Gelände seiner Fabrik an der Ostrawiese[37] steht heute der Jugendstilbau des ‚Yenidze’-Hochhauses von 1909.
Johann Michael v. Sand d.Ä. (B.XIV.26),[38] Sohn des Coburger Ratsschulmeisters Erhard v. Sand VI (XIII.29), trat um 1729 eine kaufmännische Lehre in Nürnberg an, geriet dadurch aber unversehens in einen seit Jahrhunderten schwelenden Ständekonflikt: denn in Nürnberg war die Führung eines Adelstitels ausschließlich dem reichsstädtischen Patriziat vorbehalten. Der sogenannte ‚erste Stand’ aus 23 ratsfähigen Geschlechtern – die selbst schon lange keinen Handel mehr trieben, sondern von ihrem Grundbesitz lebten – führte seit 1349 ein nahezu uneingeschränktes absolutistisches Regime, das seine (noch 1697 kaiserlich verbrieften) Adelsprivilegien u.a. durch eine strenge Kleider- und ‚Tanzordnung’ hartnäckig gegen die vier anderen Stände verteidigte, vor allem gegen die Kaufmannschaft sine nobilitate.[39] Um überhaupt in den vierten Stand (der neu zugewanderten Kaufleute) aufgenommen zu werden, blieb deshalb dem schutzgeldpflichtigen ‚Unbürger’ nichts anderes übrig, als auf seinen alten Coburger Namen zu verzichten und sich von da an schlicht ‚Johann Michael Sand’ zu nennen. Diese erzwungene Namensänderung wird später im Nachruf auf seinen Enkel Christian Heinrich Sand d.J. (H.XVI.32) in der New York Times vom 10. März 1867 so beschrieben: “He was descended from a noble family, von Sand, but an ancestor who entered upon commercial pursuits complied with the customs and prejudices of the aristocracy and henceforward dropped the title, transmitting to his grandson a better inheritance founded on nobility of character.”[40]
Nachdem auch der seit 1730 beim Reichshofrat anhängige ‚Nürnberger Kaufmannsprozess’ die ständische Diskriminierung durch das Patriziat nicht ändern konnte, entschloss sich der frischgebackene Tuchkaufmann, in das benachbarte markgräflich-brandenburgische Erlangen-Neustadt (damals Christian-Erlang) zu ziehen. Dort gab es weder Patriziat noch Zunftzwang oder Heiratsbeschränkungen für Neubürger, sondern sogar Freistellung vom Militärdienst und wirtschaftliche Anreize, welche u.a. den seit 1686 angesiedelten Hugenotten galten, die vor allem Modemanufakturen und damit Textilbedarf in die Stadt gebracht hatten.[41] So erwarb Johann Michael Sand d.Ä. 1738 das Erlanger Bürgerrecht und ein Haus in der Spitalstraße 115 (heute Goethestraße 13), in deren Nachbarschaft sich bald darauf auch eine Kattundruckerei ansiedelte. Sein Unternehmen wuchs rasch zu einem der führenden Textilhandelshäuser der Neustadt heran – u.a. im Seidenhandel mit Italien (über Nürnberg) und im Baumwollhandel über Smyrna-Triest-Nürnberg,[42] – fortgeführt von seinem Sohn Johann Friedrich V (B.XV.46) und gefördert nicht zuletzt durch die Heirat seiner Tochter Sophie Christine Auguste (B.XV.48) mit dem Erlanger Textilkaufmann Georg Ulrich Brüxner,[43] deren ältester Sohn Georg August Brüxner (B.XV.48/a) Großkaufmann und Bankier in St.Petersburg/Russland wurde und sich dann als George Augustus Bruxner in Binfield Manor b. London niederließ;[44] Nachkommen leben heute in England (1913-1954 auch in Kenia)[45] und seit 1874 in Australien und Neuseeland.[46]
Andere Verwandte blieben von der Namensänderung unberührt. Letzter Träger des alten Familiennamens im Königreich Preußen war Johann Michaels Bruder Johann Erhard v. Sand (XIV.23, Weinvisier bei der rheinpreußischen Akzisenverwaltung in Duisburg, †1748); im Herzogtum Coburg August Eusebius v. Sand d.Ä. (XVI.13, letzter Besitzer der Blaufabrik in Grub-am-Forst, †1801); und im Königreich Sachsen August Eusebius v. Sand d.J. (XVII.01, letzter Besitzer der Tabakfabrik in Dresden, †1827). Nach dem Erlöschen dieser Zweige ohne männliche Nachkommen blieben im 19. Jahrhundert von dem einstigen Coburger Geschlecht schließlich die beiden Linien A (Frankfurt-Pfalz) und B (Erlangen-Wunsiedel) übrig.
Umbruch und Aufbruch
Der Beginn des 19. Jahrhunderts war überschattet von den napoleonischen Kriegen in Europa und dem revolutionären ‚Vormärz’ in Deutschland. Die brandenburgische Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth war 1792 durch Erbvertrag an Preußen gefallen, 1807 als Kriegsbeute an Frankreich[47] – womit die Sands in Erlangen und Wunsiedel (ebenso wie ihre Verwandten in der seit 1797 von Frankreich annektierten Rheinpfalz) sogar kurzfristig französische Staatsbürger wurden. Im Pariser Vertrag von 1810 trat Napoleon I. das Gebiet schließlich an das mit ihm verbündete Königreich Bayern ab. Die französischen und bayrischen Truppen, die damals in der Stadt – u.a. im Sand’schen Haus an der Neustädter Kirche – einquartiert waren, wurden allerdings von der Bevölkerung als fremde Besatzung empfunden.[48] Erst mit dem politischen Seitenwechsel Bayerns, im Vertrag von Ried 1813, entstand so etwas wie eine gemeinsame anti-französische Solidarität.
Nach dem Aufruf des bayrischen Königs Max Joseph I. „An mein Volk“ im Oktober 1813 meldeten sich die beiden Vettern Johann Friedrich Sand IX aus Wunsiedel (D.XVI.18) und Gottfried Wilhelm Sand aus Erlangen (E.XVI.27) als Kriegsfreiwillige beim 2. Bayrischen Jägerbataillon in Ansbach, mit dem sie an den Feldzügen 1813 und 1815 teilnahmen.[49] Am zweiten Frankreich-Feldzug 1815 nahm auch der jüngste der Wunsiedler Brüder, stud. theol. Carl Ludwig Sand (B.XVI.21), als Freiwilliger teil – allerdings ohne Kampfeinsatz; denn die Schlacht von Waterloo war schon vorbei, als das Ansbacher Jägerbataillon gerade erst den Rhein überquert und die Pfalz erreicht hatte. Dennoch waren die Befreiungskriege für sie alle ein entscheidender Lebenseinschnitt, auch wenn sie danach verschiedene Wege einschlugen:
Johann Friedrich IX (‚Fritz’) kehrte zurück in seine Laufbahn als Rechtsanwalt – in die seither sechs Generationen fortdauernde Juristentradition der Familie[50] – und erwarb 1824 für sich und seine Kinder das Hammerwerk-Landgut Selingau bei Ebnath im Fichtelgebirge, das bis 1905 in Sand’schem Besitz blieb.[51] Dagegen engagierte sich sein Bruder Carl Ludwig in der radikalen deutschen Studentenbewegung (Burschenschaft), die nach dem Krieg die überfälligen demokratischen Reformen mit Gewalt erzwingen wollte. Sein Attentat auf den Staatsrat August v. Kotzebue und seine Hinrichtung in Mannheim 1820 erschütterten Europa.[51a]
Der älteste Bruder, Georg Friedrich Karl Sand I (C.XVI.17), hatte sich zu dieser Zeit schon für die liberale Schweiz entschieden: Er ging nach St.Gallen, erwarb dort 1825 das Bürgerrecht und wurde zum Begründer der ‚Schweizer’ Linie.[52] Seine Firma entwickelte sich zu einem der führenden Großhandelshäuser für Tuchwaren – dem alten Fachgebiet der Familie – vor allem für den Baumwollhandel mit den USA, an die Napoleon 1803 gerade den ‚Kattunstaat’ Louisiana verkauft hatte und wo Georg Friedrich Karl I nun eine Filiale in New York eröffnete. Während die meisten seiner Nachfahren in der Schweiz als Kaufleute, Eisenbahningenieure und Juristen ihren Weg machten, zog der jüngste Sohn Viktor Arnold Sand (C.XVII.08) nach Südamerika, wo er durch seine Heirat mit einer Peruanerin 1864 Baumwollplantagenbesitzer wurde;[53] Nachkommen seiner in Lima geborenen Tochter Elise Maria de Cadoine, Marquise de Gabriac geb. Sand (C.XVIII.14), leben in Frankreich und Tschechien.[54]
Hingegen erwarteten den Erlanger Kriegsheimkehrer Gottfried Wilhelm Sand bei der Entlassung aus der Armee harte Zeiten: Er bekam seine frühere Anstellung als kgl. bayrischer Straßenbaupraktikant nicht wieder, war nach dem Tod der Mutter (der Prozessratswitwe Maria Sophie Wilhelmina Sand geb. Suckow, 1763-1816) völlig mittellos und musste sich zunächst mit Hilfe von Verwandten um die Versorgung seiner Geschwister kümmern – mitten in den Notjahren 1816-17, die in ganz Europa eine Auswanderungswelle auslösten. Schließlich trat er in den königlich-niederländischen Kolonialdienst, wurde Hafenbeamter in Surabaya/Indonesien und begründete dort eine drei Generationen bestehende ‚javanische’ Seitenlinie der Familie;[55] die Nachkommen seiner Tochter Anna Margaretha Sophie de Vogel geb. Sand (E.XVII.29) gehören zum heutigen niederländischen Patriziat,[56] verzweigt u.a. in Kanada.
Zwei seiner jüngeren Brüder wurden Beamte in Bayern: August Georg Friedrich d.Ä. (F.XVI.29) als Domänenrat im Dienst der Fürsten v. Thurn u. Taxis,[57] Christian Friedrich (G.XVI.31) als Patrimonialrichter der Fürsten v. Schönburg-Waldenburg.[58] Ein dritter, Christian Heinrich d.J. (Henry, H.XVI.32), ging 1824 im Auftrag der St.Galler Familienfirma in die Vereinigten Staaten, um dort eine Filiale in Philadelphia zu gründen. Er erwarb 1834 die amerikanische Staatsbürgerschaft, machte sich als Vorstandsmitglied mehrerer deutsch-amerikanischer Unternehmen und Banken selbständig und war 1844-46 Präsident der Deutschen Gesellschaft von New York.[59] Sein ältester Sohn Henry Augustus Sand (H.XVII.59) fiel 1862 als Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg,[60] die beiden jüngeren wurden Bankiers an der Wall Street und waren politisch im New Yorker republikanischen Union League Club engagiert; die jüngste Tochter Julia Isabella Sand (H.XVII.65) war Malerin und Schriftstellerin.[61] Auch zwei seiner Neffen aus Niederländisch-Indien und zwei Kinder seines Regensburger Bruders kamen zur Ausbildung in die USA, und noch zwei weitere Sands aus Schwarzenbach wanderten später nach Nordamerika aus. Die Familie wurde seit 1900 im exklusiven ‘Social Register’ von New York geführt und hatte sich damit auch gesellschaftlich in der Neuen Welt etabliert.[62]
Damit sind wir bereits im 20. Jahrhundert angelangt – und bei der XXII. urkundlich belegten Generation des Geschlechts. Verdüstert war dieses Jahrhundert durch die beiden Weltkriege, in denen zwölf ‚Coburger’ Sand-Nachkommen als deutsche Soldaten – von Flandern bis Finnland – starben,[63] andere als zivile Opfer von Krieg und Holocaust,[64] und die allen schweres Leid brachten. Aber auch Nachkommen der ausgewanderten Zweige der Familie gerieten in diese Kriege: der eine als australischer Kavallerieoffizier, 1915 bei Gallipoli schwer verwundet;[65] ein anderer als englischer Oberstleutnant, 1918 an der Front in Belgien gefallen;[66] drei fielen 1941-43 als Jagdflieger der Royal Air Force,[67] darunter einer der niederländischen Nachfahren aus Java (als Student im holländischen Widerstand, dann nach England entkommen und kriegsfreiwilliger Spitfire-Pilot);[68] und ein weiterer kam 1944 fünfjährig in einem japanischen Internierungslager um.[69]
Ihr Andenken mahnt und verpflichtet uns.
Anmerkungen:
[1] E. Cyriaci, Die Coburger Familie von Sand 1275-1940, Coburg 1941, S.5
[2] Flurname ‚Sandmüß’ (50°23' N, 11°02' O), ca. 15 km nördlich von Coburg, knapp jenseits der einstigen deutsch-deutschen Grenze. Zum Begriff der Wüstung – d.h. verlassene Siedlung – siehe W. Abel (Hrsg.), Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters: Ein Beitrag zur Siedlungs- und Agrargeschichte Deutschlands, 3. Aufl. Stuttgart 1976. Die ursprünglich wohl keltische Siedlung Welchendorf-Seltendorf (1157 erstmals beurkundet, seit 1330 hennebergisch) ist seit 1994 Teil der Ortsgemeinde Effelder-Rauenstein im Landkreis Sonneberg/Thüringen
[3] O. Frh. v. Schaumberg & W. Engel, Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg Teil II, Coburg 1939, S. 313, und Anmerkung 12 unten. Dieses Lehen – seit dem 12./13. Jhd. bezeichnet durch einen (im Ort Seltendorf erhaltenen) Sonnebergischen ‚Lehntsadel’-Stein – ging vor 1359 auf das Coburger Ratsgeschlecht Heller über [Nachbarn der Sands; siehe W. Lippert & H. Beschorner (Hrsg.), Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen, Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen, 1349-1350, Leipzig 1903, S. 171/Nr. XXXIV.10/11 u. Anmerkung 6]
[4] G. Berbig (Hrsg. W.O.L. Sand), Das Geschlecht der von Sand: Eine historische Studie, Zürich 1908, S. 6
[5] Beschrieben in J.L. Heim, Hennebergische Chronika: 2. Teil der Spangenberg-Hennebergischen Chronik, Meiningen 1767, S. 44. In der Nähe des im 30jährigen Krieg zerstörten Kirchdorfes Sands bei Fladungen (fränkische Rhön) gab es die Ruine eines mittelalterlichen Herrenhauses (dazu R. Hofer 1950, Akte v. Sand im Deutschen Adelsarchiv Marburg) – möglicherweise die bei S. v. Sanden („Die Namen von dem Sande [à Sanden] und ähnliche“, Vierteljahresschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde Bd. 20/1892, S. 168) erwähnte Villa Sande im Grabfeld/Tullifeld, die u.a. im 16. Jhd. auf einer Karte der Grafschaft Henneberg als Sandes eingezeichnet ist; siehe W. Reckwill, „Hennebergensis ditionis vera delineatio“, Antwerpen 1574, in: A. Ortelius, The Theatre of the Whole World, London 1606/Neuaufl. Amsterdam 1968, fol. 55’; vgl. O. Dobenecker (Hrsg.), Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae Bd. 1, Jena 1896, S.425
[6] Nachweise für die Jahre 1410 und 1438 (V.01 Eberhard vom Sande II und V.02 Johann vom Sande III, in Simmershausen und Gleicherwiesen, ca. 25 km nordwestlich von Coburg) bei J.A. v. Schultes, Diplomatische Geschichte des Gräflichen Hauses Henneberg Bd. 1, Leipzig 1788/Neuaufl. Neustadt a.d. Aisch 1994, S. 515-517; und G. Brückner (Hrsg.), Hennebergisches Urkundenbuch Teil VII, Meiningen 1877, S. 72
[7] Urkundlich belegt sind u.a. Johann vom Sande IV (V.06, 1394) als Küchenmeister des Landgrafen Balthasar [1336-1406] und Heinrich vom Sande I (V.07, 1407) als Kammermeister des Landgrafen Friedrich IV. des Streitbaren [1370-1428]: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Kopialbuch 10004 Bd. 2 (fol. 263’), Bd. 29 (fol. 20’), Bd. 32 (fol. 81); O. Posse & H. Ermisch (Hrsg.), Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae: Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen, Leipzig 1899-1902, Bd. I/S. 513, Bd. II/S. 527 u. 534, Bd. III/S. 90 (Anmerkung zu Nr. 100). Ihre verwandtschaftliche Beziehung zu den Coburger bzw. Erfurter Linien der Familie ist jedoch bisher nicht erforscht. Zur Stellung der landgräflichen Hofbeamten (Ministerialen, ‚Dienstmannen’ bzw. später ‚Dienstherren’ im Rang über einfachen Rittern): R. His, „Zur Rechtsgeschichte des thüringischen Adels“, Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde Bd. 22 (1903) S.1-35
[8] Hans v. Sand V (VII.03, 1455-1524) und Eberhard v. Sand IV (VII.04, 1470-1540); C.A.H. Burkhardt (Hrsg.), Thüringische Geschichtsquellen: Ernestinische Landtagsakten von 1487-1532, Jena 1902, S. 85 u. 203. Der Jenaer Landtag vom 10. August 1511, an dem über 700 Ständevertreter teilnahmen, war zugleich Heerschau und Machtdemonstration des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. [1463-1525] im Kampf gegen den Mainzer Erzbischof um die Vorherrschaft in Erfurt
[9] Oben Fn. 3, S. 315 Anm. 6/26; O. v. Schaumberg, Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg Teil I, Coburg 1930, S. 57 (die Sonnebergischen Lehen waren durch Erbschaft an die Schaumberger gelangt). Vgl. J. Looshorn, Geschichte des Bisthums Bamberg, III: Das Bisthum Bamberg von 1303-1399, München 1891/Neuaufl. Neustadt a.d. Aisch 1995, S. 69, 643 u. 651; und K.H. v. Lang & M. Frh. v. Freyberg (Hrsg.), Regesta sive Rerum Boicarum Autographa Bd. IV, München 1836, S. 629 u. 631; Bd. V, S. 194 u. 280
[10] AaO (oben Fn. 3) S. 170 Anm. 1/4
[11] P.K.G. Karche (Hrsg.), Coburgs Vergangenheit: Jahrbücher der Herzoglich Sächsischen Residenzstadt und des Herzogtums Coburg von 1741-1828, Bd. III, Coburg 1853, S. 8 Fn. 2; ders., Älteste und ältere Geschichte der Stadt Coburg und der hiesigen Lande, nebst Nachrichten über die ältesten und über die Abstammung der meisten hier noch blühenden Familien, Coburg 1853
[12] Fol. 22’(e): Mamerti episcopi et confessoris obiit Hermannus Senter [vom Sand], hic sepultus; K. Frh. v. Andrian-Werburg, Das Totenbuch des Franziskanerklosters in Coburg, Neustadt a.d.Aisch 1990, Nr. 132/S. 45
[13] Fol. 39’(b): Privati episcopi et martiris, obiit Domina Adelheydis, uxor Sentheri [vom Sandt], hic sepulta; mit Wappenschild, Schwarzweiß-Abbildung bei v. Andrian-Werburg aaO (Nr. 8/S. 162)
[14] Siehe A. Höhn, Die Henneberger Herrschaft Coburg und ihre Bedeutung für die Geschichte des Coburger Landes, Coburg 1992; J. Mötsch, „Die Grafen von Henneberg und das Coburger Land im 13./14. Jahrhundert“, in: R. Butz & G. Melville (Hrsg.), Coburg 1353: Stadt und Land Coburg im Spätmittelalter, Coburg 2003, S. 129-138
[15] v. Schaumberg & Engel (oben Fn. 3) S. 119/Nr. 249
[16] Siehe K. Frh. v. Andrian-Werburg, Das älteste Coburger Stadtbuch 1388-1453, Neustadt a.d. Aisch 1977, S. 322/Nr. 1808 (fol. 142’) und S. 338/Nr. 1919 (fol. 148)
[17] Dazu H.E. Sand, Die Coburger Familie vom Sand: Nachträge zu E. Cyriaci, Wachenheim 1985, S. 6-8
[18] Zu den kriegerischen Fehden 1386-1395 zwischen dem fränkisch-thüringischen Adel (u.a. den Freiherren v. Schaumberg) und der Landgräfin Katharina (geb. v. Henneberg-Schleusingen, †1397) siehe v. Schaumberg & Engel (oben Fn. 3) S. 268-271, Anm. 332/2; vgl. K. Frhr. v. Andrian-Werburg, „Die niederadeligen Kemnater im Coburgischen“, Jahrbücher der Coburger Landesstiftung Bd. 30 (1985) S. 97-136 (S. 103-104)
[19] R. Butz, „Die Wettiner und das Coburger Land von 1353 bis zum Tode Markgraf Friedrichs III. von Meißen 1381“, in Butz & Melville (oben Fn. 14) S. 139-157
[20] J.A. v. Schultes, Coburgische Landesgeschichte des Mittel-Alters, Coburg 1814, S. 149
[21] Dazu K. v. Andrian-Werburg, „Rat- und Stadtregiment im spätmittelalterlichen Coburg“, Jahrbücher der Coburger Landesstiftung Bd. 27 (1978) S. 83-106; G.P. Hönn, Sachsen-Coburgische Historia Bd. I, Frankfurt & Leipzig 1700/Neuaufl. Neustadt a.d. Aisch 1986, S. 77 und 107 (Aufzählung der v. Sand unter den „guten alten Geschlechten der Stadt Coburg, welche in alten Zeiten vor andern estimiret waren“)
[22] U.a. mit den Geschlechtern v. Burghausen (oo 1296), Buchner (oo 1340), (v.) Bach (oo 1464), Schenk v. Siemau (oo vor 1500), v. Heldritt (oo 1500), Herwart (oo 1520), Vogler (oo 1535), Hofler (oo 1540), Körner (oo 1565), Eyban (oo 1608), Bopp (oo 1645 und 1671) und Stößel (oo 1680). Vgl. Hönn (oben Fn. 21) S. 103; H. Schmiedel, „Die Buchner oder Bucher aus Coburg“, Blätter für fränkische Familienkunde Bd. 9 (1966) S. 22-24; W. Heins, „Die Schenken von Siemau und ihre Grundherrschaft von Suomen“, Geschichte am Obermain Bd. 6 (1970-71) S. 105-133; W. Eichhorn, „Familie und Nachkommen des Heinz Bach zu Coburg im 15. Jahrhundert“, Blätter zur Geschichte des Coburger Landes Bd. 10 (1981) S. 106-109; Bd. 11 (1982) S. 20-32, 37-44, 87-92; Bd. 12 (1983) S. 22-25; und H.E. Sand, „Zur Genealogie des fränkischen Geschlechts von Burghausen“, Jahrbuch für fränkische Landesforschung Bd. 51 (1991) S. 149-162
[23] 1456 Gotteshausmeister, bis 1481 verantwortlich für die Bauarbeiten an der Coburger Morizkirche (Abbildung S. 44); Sterbeeintrag (09.01.1497) mit Wappenschild im Franziskaner-Totenbuch, Fol. 2(b); Abbildungen seines Siegels bei H.E. Sand, „Das Totenbuch des Franziskanerklosters in Coburg“, Frankenland: Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege Bd. 43 (1991) S. 61. Siehe auch A. Neesius, Index aller reg. Bürgermeister so de anno Christi 1465 bis inklusive 1674 in der Fürstl. Sächs. Residentz Coburg: Lob und ordentliche regiert und noch regieren, Coburg 1674; Nachdruck bei G. Berbig, „Die Bürgermeister der Stadt Coburg in den Jahren 1465 bis 1674“, in: G. Berbig, Bilder aus Coburgs Vergangenheit Bd. 2, Leipzig 1907, S. 167-175 (173)
[24] Siegel und Ehevertrag (20.01.1500) in Staatsarchiv Coburg, Urk. LA G 208; Berbig (aaO, oben Fn. 23) S. 174, sowie G. Berbig, „Ein Ehe-Vertrag vom Jahr 1500“, Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht Jg. 44 = Folge 3/Bd. 22 (1912) S. 374-377
[25] Landgräfin Katharina hatte 1386 das Tuchmachergewerbe steuerfrei in Coburg angesiedelt (zwölf Meister und ein Färber; Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Copialbuch 31, fol. 65’-66); Zunftregeln waren in der Wollenweberordnung von 1446 festgelegt, später neugefasst in der Tuchmacherordnung Herzog Albrechts I. vom 27.08.1684; Stadtarchiv Coburg, Urk. A 2917, I. Im Jahr 1658 stellten die Leineweber, Wollweber, Tuchmacher und Wollspinner mit zusammen 104 Handwerkern die mit Abstand stärkste Zunft; siehe J. Behrens (Hrsg.), Wachsen und Werden: Coburg Stadt und Land in neun Jahrhunderten, Coburg 1956, S. 47. Noch 1832 waren von 9067 Einwohnern Coburgs 136 Leineweber und 55 Tuchmacher; H. Wolter, Coburger Geschichtsblätter Jg. 10 (2002) S. 112. Durch die rasche Entwicklung der Textilindustrie verschwand jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Weberhandwerk schließlich ganz aus der Stadt
[26] H.E. Sand, „Bürger im spätmittelalterlichen Coburg: Ein Beitrag zur Sozialgeschichte Coburgs im 15. Jahrhundert“, Jahrbücher der Coburger Landesstiftung Bd. 31 (1986) S. 275. Die Webergasse wird schon 1399 im Stadtbuch so genannt; siehe F. Eberlein, „Die Straßennamen der Stadt Coburg“, Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft Coburg Heft 4 (1987), S. 138; und E. Eckerlein, „Aus der Geschichte zweier alter Gassen Coburgs, der Webergasse und der Walkmühlgasse“, in: E. Eckerlein, Coburger Heimat: Geschichte und Geschichten, Coburg 1996, S. 76-86
[27] So war Peter v. Sand I (XI.09) „Viertelsmeister vor dem Judenthor und des Raths“ (das Vorstadtviertel am Judentor stellte etwa 70 Mann der Bürgerwehr) und Johann v. Sand XIII (XI.04) während des 30jährigen Krieges Proviantverwalter der Militärgarnison auf der Veste Coburg; Staatsarchiv Coburg, LA F 3703 (1633)
[28] Siehe W. Schneier, Coburg im Spiegel der Geschichte, Coburg 1992, S. 138; und E. Friedrich, Hexenjagden im Raum Rodach und die Hexenprozessordnung von Herzog Johann Casimir, Rodach 1995, S. 24, 40 und 222
[29] Johannes v. Sand I (XII.07, stud. theol. in Leipzig 1634 und Wittenberg 1638, Mag. Phil. 1644) war 1646-1685 Diakon in Alt-Brandenburg. Der Bamberger Diakon Christoph v. Sand (stud. theol. in Leipzig 1537), der 1540 wegen seines Eintretens für die Reformation dort seine Vikarei verlor und 1546 als Gast in Coburg predigte – wofür ihm „12 Groschen Handlohn an einem halben Thaler ... auf Befehl der Räte um Gottes willen“ bewilligt wurden – gehörte indessen wahrscheinlich zu dem [nicht verwandten, im 16. Jhd. erloschenen] Würzburger Geschlecht, siehe F. Wachter, General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007-1907, Bamberg 1908, S. 412/Nr. 8470, und M. Simon, Bayreuthisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, München 1930, S. 275
[30] Georg Balthasar v. Sand (XIII.21; Portraits: XIII. Generation). Autobiographie in: L.M.H.C. Fischer, "Beiträge zur Geschichte des Coburger Gymnasiums", Programme der Casimiriana, Coburg 1801; Cyriaci (oben Fn. 1), S. 57-61. Siehe auch U. Thieme & F. Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart Bd. 29, Leipzig 1935/Neuaufl. München 1992, S. 390; und B. Pick, "Eine Schaumünze des Coburger Hofmalers Georg Balthasar von Sand", Coburger Heimatblätter Bd.2/Heft 6 (1925), S. 51-56
[31] Erhard VI (XIII.29) und Conrektor Tobias Philipp v. Sand d.Ä. (XIV.25), der am Coburger Gymnasium Casimirianum Mitschüler von Goethes Vater gewesen war, dem späteren kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe [1710-1782]. Siehe J.E. Schirmer, Geschichte des Hochwürdigen Ministerii der Stadt Coburg, Coburg [Stadtarchiv I 20] 1780, S. 619 § 44; und T. Krieg, Das geehrte und gelehrte Coburg: ein lebensgeschichtliches Nachschlagebuch, Teil 3, Coburg 1931, S. 23
[32] A. Dietz, Frankfurter Bürgerbuch: Geschichtliche Mitteilungen über 600 bekannte Frankfurter Familien aus der Zeit vor 1806, Frankfurt/M. 1897, S. 195; J. Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels vom Westfälischen Frieden bis zum Beginn der klassischen Literaturperiode 1648-1740 Bd. II, Leipzig 1908, S. 363; A. Dietz, Frankfurter Handelsgeschichte Bd. II, Frankfurt 1921, S. 170-171
[33] 1711-1714; dazu R. Naumann, Die Frankfurter Zeitschriften von ihrer Entstehung (um 1700) bis zum Jahre 1750, Offenbach 1936, S. 49-57
[34] Die pfälzische Linie wurde im 18. Jhd. katholisch; siehe R. Jung (Hrsg.), Familienbuch der Ortsgemeinde Hoppstädten-Weiersbach umfassend den Bevölkerungsanteil der kath. Pfarrei Bleiderdingen einschließlich der früheren Filialorte Heimbach und Leitzweiler für die Zeit von 1747 bis 1900, Idar-Oberstein 1986, S. 230-231. [Auch beim bayrischen Ast G (Schwarzenbach) gibt es seit dem 19. Jhd. einen katholischen Zweig; ebenso der ‚peruanisch/französische’ Zweig des Astes C (St.Gallen)]
[35] Urkunde abgedruckt bei Cyriaci (oben Fn. 1) S. 62/Nr. XXIV
[36] Stadtarchiv Dresden, Namenskartei des Ratsaktenarchivs und Dresdner politische Anzeigen Nr. 25 vom 22.06.1802, Art. X; Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden 12881, Genealogica v. Sandt (31793/4702/VIII)
[37] Weitergeführt bis ca. 1827 von seinem Neffen August Eusebius v. Sand d.J. (XVII.01), später von der Orientalischen Tabak- und Cigarettenfabrik des kgl. sächsischen Hofkommissars Hugo Zietz übernommen, 1924 von der Fa. Reemtsma und in der DDR-Zeit bis 1952 vom VEB Tabak-Kontor
[38] Siehe Portraits: XIV. Generation
[39] H.H. Hofmann, „Nobiles Norimbergenses: Beobachtungen zur Struktur der reichsstädtischen Oberschicht“, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Bd. 28 (1965) S. 114-150; G. Hirschmann, „Das Nürnberger Patriziat“, in: H. Rössler (Hrsg.), Deutsches Patriziat 1430-1740, Limburg 1968, S. 257-276; I. Bog, in: G. Pfeiffer (Hrsg.), Nürnberg – Geschichte einer europäischen Stadt, München 1971, S. 317; M. Diefenbacher, „Stadt und Adel: das Beispiel Nürnberg“, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 141 (1993) S. 64-68; und W. Schultheiß, Kleine Geschichte Nürnbergs, 3. Aufl. Nürnberg 1997, S. 95
[40] S. 5 Sp.1: „Er entstammte einer Adelsfamilie von Sand; doch ein Vorfahre, der die kaufmännische Laufbahn einschlug, fügte sich den Gebräuchen und Vorurteilen der Aristokratie, legte seither den Titel ab und hinterließ seinem Enkel ein besseres Erbe, gegründet auf den Adel des Charakters.“
[41] E. Schubert, „Erlangen als Fabrikstadt des 18. Jahrhunderts“, in: J. Sandweg (Hrsg.), Erlangen, von der Strumpfer- zur Siemens-Stadt, Erlangen 1982, S. 19; J. Bischoff, „Neue Gewerbe und Manufakturen“, in: A. Wendehorst (Hrsg.), Erlangen: Geschichte der Stadt in Darstellung und Bilddokumenten, München 1984, S.61
[42] S. Gramulla, „Nürnberger Kaufleute im Italienhandel zwischen 1720 und 1740“, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Bd. 73 (1986) S. 129-174
[43] 1776; Hochzeitsporträt der Sophie Christine Auguste Brüxner geb. Sand unter Portraits: XV. Generation. Ihre ältere Tochter Christine Barbara (B.XV.48/c) heiratete 1805 den Tuchfabrikanten Heinrich Christoph Brandenburg (Bürgermeister im markgräflich-preußischen Wunsiedel) und die jüngere Tochter Friederike Wilhelmine (B.XV.48/d) dessen Bruder, den Fürstlich Thurn- und Taxis’schen Postverwalter Christian Heinrich Brandenburg; siehe E. Jäger, Geschichte der Stadt Wunsiedel 1810-1932, Wunsiedel 1983, S.48-59
[44] Siehe Portraits: XVI. Generation
[45] Walter George Bruxner-Randall (*1888, Urenkel von Sophie Christine Brüxner geb. Sand, B.XV.48) und seine Frau Dorothy Marguerite geb. Montgomery wurden 1954 von Mau-Mau-Rebellen ermordet; London Times vom 17.03.1954, S. 8/Sp.1; siehe E. Huxley, Nellie: Letters from Africa, London 1984, S. 201; und R.B. Edgerton, Mau Mau: An African Crucible, New York 1989, S. 153
[46] Henry Robert Bruxner, The Vicissitudes of a Franconian Family: Erlangen to St. Petersburg, Argyllshire and the Clarence, London 1911; und Sir Michael Bruxner, A Family Record, Sydney 1966
[47] Nach den Friedensverträgen von Schönbrunn 1805 und Tilsit 1807
[48] Christian Heinrich d.J. (H.XVI.32) schildert diese Zeit anschaulich in seinen Jugenderinnerungen, aufgezeichnet 1877-78 von seiner Tochter Emily Isabella Rossire geb. Sand (H.XVII.58; Portraits: XVII. Generation)
[49] Beide im Leutnantsrang entlassen (Portraits: XVI. Generation); Bayer. Hauptstaatsarchiv/Kriegsarchiv, Offiziers-Personalakten OP 81802/1816 und 81803/1816
[50] Als kgl. bayr. Appellationsgerichtsrat in Wunsiedel und Hof; sein Sohn Maximilian Emanuel Wilhelm (D.XVII.21, 1902 persönlich geadelt, bayr. Adelsmatrikel S 137) war Senatspräsident am Oberlandesgericht Augsburg, dessen Sohn Hermann Carl Ludwig (D.XVIII.37; Portraits: XVIII. Generation) Geheimer Justizrat in Augsburg und sein Sohn Hermann Julius (D.XIX.26) Oberlandesgerichtsrat in Augsburg. In Fortsetzung dieser Tradition – eigentlich schon 1384 von dem ‚Schöffen’ Eberhard II (V.01) begründet – sind von den 66 lebenden Namensträgern/trägerinnen der Familie heute fünf Juristen; dazu weitere sieben unter den heutigen Nachfahren der amerikanischen, niederländischen, britisch/australischen und französischen Zweige
[51] Siehe F.G. Schäfer, Selingau: Zur Geschichte des Hammerwerks und des Hammergutes, Pressath 1988
[51a] Zu dem umfangreichen Schrifttum (u.a. Alexandre Dumas d.Ä., Karl-Ludwig Sand, Paris 1841, dt. Übersetzung Leipzig 1847) siehe H.O. Sand, "Bibliographie über Carl Ludwig Sand", Einst und Jetzt: Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung Bd. 16 (1971), S. 225-234; und E. Abbühl, Karl Ludwig Sand: sein Bild in der historischen Forschung und in der Literatur, Dissertation Bern 1978. Siehe auch "The Narrative of Karl Ludwig Sand", in: W. Howitt, Life in Germany: Scenes, Impressions and Every-Day Life of the Germans, including the Popular Songs, Sports, and Habits of the Students of the Universities, London 1849, S. 62-96; und W. Sand & H.O. Sand, "Ahnenliste des Carl Ludwig Sand (1795-1820)", Genealogie: Deutsche Zeitschrift für Familienforschung Jg.44/Bd.22 (1995) S. 718-749
[52] Ast C (St.Gallen), siehe Portraits: XVI. Generation
[53] Portraits: XVII. Generation. Sein Sohn Juan Victor Sand (C.XVIII.12) starb 1892 in den Anden
[54] Elise Maria (Portraits: XVIII. Generation) heiratete 1890 in Paris den Sohn des damaligen französischen Botschafters in Berlin; siehe E. de Sereville & F. de Saint Simon (Hrsg.), Dictionnaire de la noblesse française, Paris 1975, S. 249
[55] Ast E (Surabaya). Letzter männlicher Namensträger in Niederländisch-Indien war Johan (‚John’) Frederik Sand XI (E.XVIII.61, †1934 in Mojokerto/Java), siehe D. van Duijn, „Van Erlangen naar Soerabaja: Sand“, De Indische Navorscher Bd. 11 (1998) S. 49-54
[56] Nederland’s Patriciaat (Den Haag) Bd. 14 (1924) S. 361, Bd. 22 (1935-1936) S. 139, Bd. 39 (1953) S. 344
[57] Ast F (Regensburg), heute erloschen. Letzter männlicher Namensträger des Regensburger Zweigs war Major Maximilian Ludwig Sand (F.XVII.40), als Fahnenjunker Teilnehmer an der Erstürmung der Düppeler Schanzen im deutsch-dänischen Krieg 1849, zuletzt Chef der Gendarmerie-Kompanie von Oberbayern, †1884 in München; Bayer. Hauptstaatsarchiv/Kriegsarchiv, Offiziers-Personalakt OP 22078/1884
[58] Ast G (Schwarzenbach), mit 47 lebenden Namensträgern der größte blühende Zweig der Familie
[59] Portraits: XVI. Generation
[60] Schlacht von Antietam/Maryland, als Hauptmann des New Yorker Freiwilligenregiments Nr. 103, Portraits: XVII. Generation; Sand-Familiengräber auf dem Friedhof Green Wood in Brooklyn, Grabstätte 42/319
[61] J.I. Sand, Wahrheit und Dichtung: A Psychological Study Suggested by Certain Chapters in the Life of George Eliot, New York 1885. Ihre Briefe an US-Präsident Chester A. Arthur [1829-1886] sind in der amerikanischen Kongressbibliothek erhalten, in Auszügen veröffentlicht/kommentiert von F. Shelley, „The Chester A. Arthur Papers”, Library of Congress Quarterly Journal of Current Acquisitions Bd. 16 (1959) S. 115-122
[62] Ast H (New York). Letzter amerikanischer Namensträger der Familie war der Anwalt und Landschaftsmaler Henry Augustus Low Sand (H.XVIII.93, LL.B. Harvard 1898, Portraits: XVIII. Generation), †1955 in Nantucket; siehe P.H. Falk (Hrsg.), Who Was Who in American Art, Madison/Connecticut 1985/Neuaufl. 1999, S. 540 (Nr. 3724)
[63] Sechs vom Ast Ebnath (X1914 Wilhelm Schneider D.XVIII.23/b, X1915 Hans Sand D.XIX.10, X1917 Julius Sand D.XVIII.43, X1918 Walter Fikentscher D.XVIII.41/a, X1918 Carl Sand IV D.XIX.18 [Portraits: XIX. Generation] und X1945 Ferdinand R. Sand D.XIX.20), drei vom Ast Schwarzenbach (X1918 Karl Georg Sand G.XIX,57, X1943 Richard R.G. Sand G.XIX.48, Portraits: XIX. Generation, und X1944 Erwin H. Sand G.XX.38), zwei vom Zweig Brüxner (X1917 Oskar v. Wächter, Urenkel von Christine Barbara Brandenburg geb. Brüxner B.XV.48/c, und X1944 Curt G.P. v. Hagen, Urenkel von George Edward Bruxner B.XV.48/a/i) und einer von der Linie Frankfurt-Pfalz (X1945 Josef v. Sand A.XX.42, Portraits: XX. Generation)
[64] Rudolf Andreas Sand G.XIX.47, 1941 in der Behindertenklinik Hartheim b. Linz vergast (nationalsozialistische Euthanasie-Aktion „T4“; siehe T. Matzek, Das Mordschloss: Auf der Spur von NS-Verbrechen in Schloss Hartheim, Wien 2000); Rosa Stern geb. Rosenthal aus Coburg, 1942 im Reichs-Ghetto Riga/Lettland gestorben (Gedenktafel auf dem Neuen Friedhof Coburg; siehe I. Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern: eine Dokumentation, 2. Aufl. München 1992, S. 214); Carl Julius Sand D.XVIII.19, im Februar 1945 mit 86 Jahren in Berlin erfroren, und seine Witwe Julie Sand d.J. D.XVIII.20, 1947 in Berlin verhungert
[65] Sir Michael Frederick Bruxner d.J., D.S.O. [1882-1970, Portraits: XIX. Generation], Oberstleutnant im britisch-französischen Palästinafeldzug, später stellvertretender Premierminister von New South Wales; siehe Anm. 46 oben und D. Aitkin, The Colonel: A Political Biography of Sir Michael Bruxner, Canberra 1969, S. 24; Who Was Who Bd. 6/AII, London 1972, S. xxxvii; B. Nairn & G. Serle (Hrsg.), Australian Dictionary of Biography Bd. 7 (1891-1939), Melbourne 1979, S. 468-469
[66] James Hugh Coles, D.S.O. [X1918, Portraits XIX. Generation, Enkel von Wilhelmina Bruxner-Randall B.XV.48/a/vii], Oberstleutnant der Lancashire-Füsiliere; siehe G.O. Creagh & E.M. Humphris (Hrsg.), The V.C. and D.S.O.: A Complete Record, London 1924
[67] Zwei Brüxner-Nachkommen: Julien Walter Lowndes Bruxner-Randall [X1941, Portraits: XX. Generation]; und Geoffrey Denys Graeme Coles [X1941], Gefallenentafel Nr. 29 auf dem RAF-Ehrenmal in Runnymede
[68] Conrad Theodoor de Iongh [X1943, Portraits: XX. Generation, Gedenkboek van het verzet der Delfische studenten en docenten gedurende de jaren 1940-45, Delft 1947, S. 105], RAF-Gefallenentafel Nr. 124 in Runnymede
[69] Jan Alle Bientjes IV [1939-1944], in Java; sein Vater Jan Alle Bientjes III [1911-1999, Portraits: XX. Generation, Urenkel von Anna Margaretha Sophie de Vogel geb. Sand E.XVII.29], Geschwader-Kommodore in der niederländischen Kriegsmarine, überlebte die Versenkung seines Kreuzers ‚Java’ 1942 und war drei Jahre in japanischer Kriegsgefangenschaft.
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